2. Internationales Würzburger Brennballturnier am 4. Juli 1998 - Presse


Main- Post (Würzburg), Mittwoch, 8. Juli 1998


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Nicht nur das Outfit, auch die Schuhe müssen passen, wenn man beim Brennball gewinnen will.
Beobachtungen beim internationalen Brennball- Turnier in Würzburg
Hägar schlägt um sich
WÜRZBURG

Brennball ist schnell zu erlernen: Bereits nach einem Jahr Training soll man in der Lage sein, ab und an den Ball zu treffen.

VON RALPH BAUER

Verzweifelt versucht eine junge Dame in schwarzen Jeans und brauner Bluse, mit einem verkürzten Baseball- Schläger einen Tennisbeil zu treffen. Nach dem fünften Versuch wird ihre Anstrengung belohnt; die gelbe Kugel fliegt begleitet von einem erleichterten "Ich hab's geschafft" im hohen Bogen in den fahlen Abendhimmel über dem TGW- Platz.

Damit hatte sie die Hauptschwierigkeit beim Brennball (schwedisch: Brännboll) bereits bestanden. In dieser außergewöhnlichen Sportart, die aus Skandinavien an den Main schwappte, maßen am Samstag elf Mannschaften beim zweiten Internationalen Würzburger Brennballturnier ihre Kräfte. Einmalig in der ganzen Republik

sei nicht nur das Turnier, auch das Spiel selbst (siehe nebenstehender Regel- Kasten) werde nur in Würzburg gespielt, so Ulrich Kraus vom veranstaltenden Schülerladen. "Angeblich wird es noch in Mainz gespielt", ergänzt er, eine Bestätigung dafür habe er aber nicht. "Verantwortlich" für die Exklusivität des Sportes in schwarz- rot- goldenen Breiten ist Ulrich Seiler, der das Spiel von einem Studienaufenthalt am Nordkap mitbrachte. "Ich habe früher nur Tischtennis gespielt", erinnert sich der Brännboll- Missionar, "und zwei Jahre gebraucht, um den Ball beim Abschlag einigermaßen richtig zu treffen." Die meisten Leute träfen beim ersten Mal von drei Versuchen einen. Für gleichbleibenden Treffer- Erfolg benötigte man jedoch minimal ein Jahr Training. Das scheint die Studiosi in der Domstadt nicht vom Mitspielen abzuhalten. Binnen vier Jahren, zieht Seiler Bilanz, hätten etwa 300 Leute mitgemacht. So um die 50 blieben hängen und gehen einmal wöchentlich an den Mainwiesen dem Training nach. "Das Wichtigste", erläutert Kraus, "ist, Spaß zu haben. Bei uns kämpft keiner verbissen."So sorgten die originellen Wikinger- Kostüme der extra aus dem 2500 Kilometer entfernten Umeå angereisten Schweden besonders für Erheiterung. Da tummelten sich Pavlows Hunde neben "Löwen in der Wüste" und den "Würzburg Besserwissern." Mit letzteren wären wir auch beim sportlichen Aspekt des Turniers. Die Mannschaft, in der auch Ulrich Seiler auflief hatte sich bis ins Finale durchgekämpft und dabei der Überraschungsmannschaft "Sunflowers" - sechs Frauen - im Halbfinale das Nachsehen gegeben. Da schien die Unterfranken der Ehrgeiz zu packen. "Wir haben uns seit Jahren auf das Finale vorbereitet", flachste Andreas Lekebusch. Gegner war Vorjahressieger "Hagbard slår runt". Bis zum letzten Abschlag stand die Partie auf der Kippe, hatten die Wikinger nur einen Punkt Vorsprung. Dann jedoch machten sie ihrem Namen (Hägar schlägt um sich) alle Ehre und gewannen 63:60. Da konnte auch eine aus Barcelona eingeflogene Spielerin, die früher in Würzburg studiert hatte, nichts ändern. Aus dem litauischen Kaunas kam der Schiedsrichter, ebenfalls früher am Main seßhaft, womit die Internationalität des Turniers unterstrichen wurde.

Brennball- Regeln
Das Spiel ist im großen und ganzen vergleichbar mit Baseball (siehe unsere gestrige Ausgabe). Allerdings gibt es einige wesentliche Unterschiede. Der Schläger bekommt den Ball nicht zugeworfen, sondern legt ihn sich selbst vor; der Fänger hat keinen Handschuh; das Spiel dauert 2 mal 12 Minuten. Gewonnen hat am Ende wie überall, wer mehr Punkte gesammelt hat.
Diese werden wie folgt vergeben: Erreichen der vierten Base (1 Punkt pro Spieler); Homerun, d.h. ein Spieler umrundet alle vier Bases, während es der Feldmannschaft noch nicht gelungen ist, den Ball zum Brenner zurückzuwerfen (6 Punkte); Von der Feldmannschaft direkt aus der Luft gefangener Ball (1 Punkt), Ausbrennen, d.h. alle Schläger sind im Feld und keiner hat die Zielmarke erreicht (5 Punkte).
rab

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15.7.1998